Zurückhaltung bei Investitionen und hohe Energiepreise
Auch in diesem Frühjahr gibt die Konjunkturumfrage wichtige Einblicke in die wirtschaftliche Lage der Wohnhandwerker im Saarland. Geprägt wird sie durch die nun spürbare nachlassende Gesamtkonjunktur, die Energiepreise als Kostentreiber sowie durch den massiven Rückgang bei den Baugenehmigungen.
An der Umfrage haben sich in diesem Jahr exakt so viele Betriebe beteiligt wie im letzten Jahr, nämlich 90. Dies entspricht bei gut 300 angeschriebenen Mitgliedsbetrieben erneut einer Beteiligungsquote von rund 30 Prozent. Durchschnittlich 5,93 Arbeitnehmer (2023: 6,55) und 1,06 Lehrlinge (2023: 0,96) waren bei den teilnehmenden Betrieben beschäftigt.
Inflation und Zinssteigerungen, ausgelöst durch den Ukrainekrieg, das Ampelregierungschaos und der Konflikt zwischen Israel und der Hamas sind in allen Lebensbereichen spürbar. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis sich dies auch auf die Lage der saarländischen Wohnhandwerker niederschlägt, denn die Zurückhaltung bei Investitionen ist nicht nur bei den privaten Verbrauchern angekommen, sondern auch beim Mittelstand: Gaben bei der Konjunkturumfrage 2022 noch 43,1 Prozent der Betriebe an, im laufenden Jahr größere Investitionen tätigen zu wollen, sank die Quote für das Jahr 2023 bereits auf 28,9 Prozent und für das laufende Jahr wiederum auf 21,4 Prozent. „Das ist eine dramatische Entwicklung“, so Verbandsgeschäftsführer Michael Peter.
Untermauert wird dies auch durch die Antworten zur konjunkturellen Zuversicht für das Jahr 2024. Hier gaben 56,8 Prozent (2023: 35,63 Prozent) an, dass Sie eine Verschlechterung der Konjunktur erwarten, 35,2 Prozent (2023: 57,47 Prozent) erwarten eine gleichbleibende Konjunktur auf aktuellem Niveau und lediglich 7,95 Prozent (2023: 6,90 Prozent) rechnen mit einer verbesserten konjunkturellen Lage.
Auch die Auftragsreichweite folgt dem Trend nach unten. Von 2014 bis 2023 steigerten die Wohnhandwerker ihre Auftragsreichweite kontinuierlich von einem Schnitt von 8,7 Wochen auf 11,7 Wochen. Durch nachlassende Nachfrage sank die Auftragsreichweite zu Beginn des Jahres 2024 nun auf durchschnittlich 8,35 Wochen.
Den Energiepreisdeckel für Gas und Strom hat die Ampelkoalition, für viele überraschend, bereits zum Ende des Jahres 2023 auslaufen lassen. Vor allem die Strompreise, die sich weiterhin auf einem hohen Niveau bewegen, sind 2024 nicht mehr auf 13 Cent netto beziehungsweise 40 Cent brutto je Kilowattstunde Strom gedeckelt. Dass die gestiegenen Energiepreise die Wohnhandwerker belasten, gaben bei der Umfrage insgesamt rund 81 Prozent an, denn 22,5 Prozent sahen sich in beträchtlichem Maße und 58,5 Prozent in geringem Maße betroffen. Lediglich 13,5 Prozent der Mitgliedsbetriebe sind nicht von den hohen Energiepreisen troffen und 5,6 Prozent gaben sogar an, günstiger als zuvor Energie einkaufen zu können. „Wir bitten unsere Mitglieder, uns ihre Jahresstromrechnung zu schicken, damit wir einen Überblick bekommen, ob der Preisdeckel überhaupt eingehalten wurde“, so Peter.
Als Fazit kann man festhalten, dass die Stimmung bei den Mitgliedsunternehmen aktuell eher gedämpft ist. Viele haben mit Auftragsrückgang und steigenden Kosten zu kämpfen. Bemerkenswert: Der Fachkräftemangel scheint bei den Betrieben noch keine übergeordnete Rolle zu spielen – nur ein Viertel der Betriebe beklagen hier Probleme. So bleibt abzuwarten, wie sich die aktuelle Ausbildungsbereitschaft entwickelt. Leider gaben 61,6 Prozent der Betriebe an, im Jahr 2024 keinen Lehrling einstellen zu wollen.
Auch der Hauptgeschäftsführer des AGV Bau Saar sieht die Stimmung im Wohnungsbau auf dem Tiefpunkt: „Die Stimmung im Wohnungsbau ist so schlecht wie seit über 30 Jahren nicht mehr“, so Christian Ullrich. Dies ergibt sich aus den kürzlich veröffentlichten Zahlen des ifo-Geschäftsklimaindex. Danach ist der gemessene Wert der niedrigste seit Beginn der Erhebung des ifo- Instituts im Jahr 1991.
Im Saarland sieht der Verband einige wenige Lichtblicke. So bieten die neuen Förderprogramme der saarländischen Landesregierung für den sozialen Wohnungsbau deutlich attraktivere Förderkonditionen als zuvor. Die Bauwirtschaft hofft, dass dies den sozialen Wohnungsbau im Saarland ankurbeln wird. Auch werden die Pläne des Bauministeriums zur Weiterentwicklung der Landesbauordnung (LBO) begrüßt. Auch hier hofft die Bauwirtschaft, dass mit der neuen LBO schneller, einfacher und auch kostengünstiger gebaut werden kann.